Die (keineswegs) perfekte nachhaltige Studentin

Das typische Bild eines Studenten oder einer Studentin erfüllt wahrscheinlich nicht die Kriterien eines nachhaltigen Lebensstils. Immer knapp bei Kasse und – wie sagt man so schön – quasi das Ergebnis, wenn man Nudeln mit viel Alkohol gießt.

Naja, ganz so schlimm sind wir nun doch nicht. Als (nicht mehr ganz) frischgebackene Studentin vom kleinen Ländle ins große Wien gezogen, steht man zu Beginn vor einigen Herausforderungen. Alleine wohnen, sich selbst organisieren, kochen, putzen, Müll rausbringen, Studium planen, lernen, neue Freunde finden – und wie soll man da bitte nicht verloren sein? Mit allem ein bisschen überfordert? Sich nicht fühlen wie ein Kind an seinem allerersten Schultag?

Als diese Phase endlich überstanden war und ich mich eingelebt hatte, meldete sich mein Gewissen. In der Zeit von Greta Thunberg, Fridays for Future und der fast schon alltäglichen Präsenz des Themas Klimawandel in den Medien konnte – und wollte – ich einem nachhaltigen Lebensstil nicht entfliehen. Weniger (oder in meinem Fall gar kein) Fleisch essen, Öffis nutzen, Strom sparen und kein Wasser verschwenden war nicht das Problem – denn im Sparen sind wir StudentInnen wahrscheinlich unschlagbar! ?

Doch wie kann ich mir einen wirklich nachhaltigen Lebensstil leisten? Wo kann ich Geld sparen und dafür woanders mehr investieren? Wie schaff ich das in möglichst vielen Bereichen meines Lebens? Und worauf muss ich verzichten?

All diese Fragen schwirrten in meinem Kopf umher, kreierten neue Ideen und brachten mich dazu, nach vielen Alternativen, Lösungen und Informationen zu suchen. Ich durchstöberte das Internet nach Tipps, las Blogs, Artikel und gefühlt tausend DIY-Anleitungen.
Was ich dabei herausgefunden habe?

Wir müssen nicht perfekt sein!

Punkt, aus.
Ich werde euch hier keine perfekte Lösung präsentieren, denn die gibt’s nicht. Wir müssen aufhören, so viele Erwartungen an uns selbst und an andere zu stellen. Wenn wir wollen, dann gibt jeder von uns sein Bestes. Das mag vielleicht nicht genug für jemand anders sein, aber dann ist das nicht dein Problem. Du machst, was du mit dir und deinem Gewissen vereinbaren kannst.

Okay, ich habe im letzten Jahr mehrere Flüge genommen, bin erst seit acht Monaten (wieder) Vegetarierin und lebe nicht vegan. Ich kaufe nicht alles regional oder saisonal, vermeide noch nicht so viel Müll, wie ich eigentlich will, und besitze nicht nur Fair Fashion Kleidung.
Aber ich bin auf Bambuszahnbürste, Naturkosmetik und festes Shampoo umgestiegen, kaufe vor allem Bio-Lebensmittel aus Österreich und versuche, weniger Milchprodukte zu essen. Keine neue Kleidung mehr und wenn, dann fair & ökologisch oder Secondhand. Habe mir einen Biomüllkübel gekauft (nachdem ich etwas schockiert über die Wiener Mülltrennung war).

Wir müssen aufhören, uns gegenseitig für die Dinge zu kritisieren, die wir falsch machen oder noch nicht geändert haben, anstatt anzuerkennen, was wir bereits geschafft haben. Konstruktive Kritik bringt uns weiter, aber Fehlersucherei bei anderen und Ignoranz bei den eigenen Handlungen sind nutzlos.

Um nochmals zum Thema der Leistbarkeit eines nachhaltigen Lebensstils als StudentIn zurückzukommen und ein paar Tipps zu geben:

  • Leg deine Prioritäten fest.
  • Verzichte auf das, was du nicht unbedingt brauchst und investier das Geld lieber woanders.
  • Erkunde deine Gegend und die verschiedenen Möglichkeiten, in Bulk- sowie Zero Waste-Stores einzukaufen.
  • Besorg dir einen Biomüllkübel, trenn den Müll.
  • Auf den vielen Bauernmärkten Wiens findet man Gemüse & Obst, das regional und saisonal zu einem guten Preis angeboten wird.
  • Versuche, Schritt für Schritt Lebensmittel oder andere Dinge mit nachhaltigeren Alternativen zu ersetzen.
  • Oft ist es sogar billiger, Sachen selber herzustellen – erkundige dich mal.

Und immer im Hinterkopf behalten: niemand ist perfekt, sei offen für Veränderungen und Verbesserungen und trag einfach deinen bestmöglichen Teil zu einer nachhaltigen Zukunft bei – denn es ist vor allem deine eigene.
WE ARE THE CHANGE!